So etwas wie ein Geburtsbericht

Hurra, hurra, die Minikobolde sind da! ... Ja, okay, zugegeben, sie sind jetzt schon seit vier Monaten hier draußen bei uns, aber... ich war wirklich irgendwie beschäftigt. Vor der Geburt auch schon. Also, der Reihe nach: die ersten sechs Monate habe ich viel gespuckt, wirklich viel. Hyperemensis war es noch nicht, wie beschissen das sein mag, möchte ich mir gar nicht vorstellen, denn mir haben meine zehn plus Kotzsessions am Tag mehr als gelangt.

Danach gab es eine kurze nette Phase des Schwangerseins, bevor mein Blutdruck meinem Frauenarzt so gar nicht mehr gefiel und er mich, nachdem er auch noch Eiweiß im Urin fand, in die Uniklinik Kiel schickte. Und weil ich gerade nichts besseres zu tun hatte, durfte ich dort sechs Wochen bleiben. Am Anfang war es schrecklich, aber man gewöhnt sich an alles (außerdem habe ich so viele wirkliche Horrogeschichten dort mitbekommen, dass ich einfach nur froh und dankbar bin, dass es uns allen gut geht).



Meine Mutter kam und kümmerte sich um Skadi, ich las endlich wieder einmal drölfzig Bücher und lernte nette und auch erschreckende Menschen kennen. Die Hebammen und Hebammenschülerinnen habe ich durch die Bank weg in guter Erinnerung und auch die Assistenzärztinnen sind sehr lieb und bemüht (eine war vorher sogar Hebamme, ganz große Liebe).
Mit den männlichen Oberärzten und ihrer lapidaren Einstellung zum Thema Kaiserschnitt wurde ich nicht ganz so warm. Denn im UKSH wurde beschlossen, dass das Mädchen ja auffällig kleiner als der Junge sei und somit eine natürliche Geburt unmöglich, da sie der führende Zwilling war. Da ich einige Wochen Zeit hatte, versuchte ich mich an den Gedanken zu gewöhnen, aber... für mich persönlich ist das ja nichts. Wenn es denn nicht anders geht, im Notfall, dann ist es eine ganz wunderbare Erfindung, die Begründung "Der größere Zwilling muss zuerst kommen" leuchtete mir aber nicht wirklich ein. Doch beim letzten Ultraschall vor der Entbindung plötzlich frohe Neuigkeiten, der Junge lag auf einmal führend, einer normalen Geburt stand nicht mehr im Wege. Hurra!

Los ging es selbstverständlich, als meine Mutter sich gerade vor meiner Zimmertür von mir verabschiedet, so gegen Mitternacht. Ich ging hinein, setzte mich aufs Bett, es knackte und ich lief aus. Also nach meiner Lieblingshebamme geklingelt, die Nachtschicht hatte (auf Station, leider, leider nicht im Kreißsaal, das wäre nochmal die Kirsche auf der Sahne gewesen), und mich vom Kreißsaal abholen lies, da das Köpfchen noch nicht fest im Becken saß. Unten angekommen wollte ich meinen Mann anrufen, wurde aber mit den Worten "Sie wissen doch, wie lange das noch dauern kann!" auf später vertrösten. Später war in diesem Fall dann acht Uhr morgens. Ich bat ihn um Mettbrötchen und als der Groschen nicht schnell genug fiel, fragte ich, ob er denn die Kinder nicht endlich sehen wolle. Da waren sie schon seit drei Stunden da. Ups.
Ich muss sagen, ich fand es sehr angenehm, im Dunkeln alleine vor mich hin zu wehen, und auch die Dienst habende Hebammenschülerin (die ich schon von Station kannte) war eine bessere Begleitung als mein Mann es hätte sein können, also alles gut. Zwei meiner Lieblingsassistenzärztinnen hatten ebenfalls Schicht und freuten sich darüber sehr. Außerdem waren da noch eine Hebamme und ein Oberarzt. Nicht alle gleichzeitig, nur direkt als die Kinder kamen. Das erste war vor um 4:56 Uhr da und nein, es war nicht der Junge, der kam zehn Minuten später völlig problemlos hinterher. Nimm das, Oberarzttheorie!
Für manchen mag das doof klingen, aber es war eine wirklich, wirklich schöne Geburt. Die Wehen waren sitzend gut auszuhalten und als ich anfing zu jammern, ich könne nicht mehr, da ging es auch schon so richtig los. Ich hatte keine PDA und der Wehentropf kam erst nach der Geburt des ersten Zwillings zum Einsatz (und ich habe trotzdem keine Wehe mehr gespürt und nur nach Anleitung gepresst). Würde ich tatsächlich jeder Zeit wieder machen.

Die beiden mussten noch zwei Tage neben mir im Wärmebettchen liegen und ich hatte noch ziemlich lange ziemlichen Eisenmangel, aber ansonsten war erst einmal alles gut. Bis mein Blutdruck noch höher wurde und ich nach vier kurzen Wochen abstillen musste, um wieder vernünftige Medikamente zu nehmen (ja, sogar das voll Stillen hat problemlos geklappt, hach). Dann bekam der Junge hohes Fieber und musste mit einer Late onset sepsis mit Meningitis eine Woche auf der Neugeborenenintensivstation liegen. Und am Tag als er raus kam? Da ging seine Schwester rein, auf die normale Kinderstation, mit Magen-Darm. Danach war zwar Ruhe, aber wir mussten uns ja auch erst einmal eingrooven. Skadi war am Anfang sehr eifersüchtig, doch mittlerweile ist alles wieder besser. Und vielleicht finden wir jetzt ja auch wieder Zeit zum bloggen. Wer weiß.

Und weil wir so lange weg waren und ich so unheimlich stolz und verliebt bin, möchte ich euch zum ersten und letzten Mal ein Bild der Minikobolde zeigen, auf dem sie Gesichter haben. Wir waren zu einem Shooting bei Tanja von Rohden und haben wirklich traumhaft schöne Bilder mit nach Hause nehmen dürfen. Ihr Neugeborenenfotos hingen im UKSH überall auf Station und ich war verzaubert.

Nennen wir sie also Hermann und Ida, demselben Schema folgend wie bei allen Koboldkindern.
Ida ist die Ältere und kam mit 2390 Gramm und 49 Zentimetern auf unsere Welt, während der etwas jüngere Hermann 2950 Gramm und 50 Zentimeter mitgebracht hat.




Kommentare